DIE FAMILIE ALS GEHEIMNIS LANGLEBIGER FAMILIENUNTERNEHMEN
Was macht langlebige Familienunternehmen erfolgreich? Bei aller Heterogenität der Familienunternehmen zeigen sich Muster und Kompetenzen, die Langlebigkeit befördern. Der amerikanische Forscher Dennis T. Jaffe hat weltweit 100 Unternehmerfamilien analysiert, die seit mindestens 100 Jahren „Familienunternehmertum“ praktizieren.1)
Zusammenarbeit als Unternehmerfamilie
Die Erfolgsschlüssel sind die Unternehmerfamilie und ihre Verfasstheit. Die teilweise dynastischen Familienverbünde verfügen neben ihrer hohen Professionalität über eine bestimmte „Familiarität“: Es braucht ein gutes Maß an Familien- bzw. Zusammengehörigkeitsgefühl, wenn sie sich nicht als einen „Investorenclub mit gemeinsamen Vorfahren“ verstehen wollen. Diese besondere Zusammenarbeit der Familie, die langfristig nachhaltige Ausrichtung („Enkeltauglichkeit“), die Weitergabe gemeinsamer Werte an nachfolgende Generationen sowie gesellschaftliches Engagement beschreiben die Intelligenz langlebiger Familienunternehmen.
Jaffe hat seine Erkenntnisse in „Acht Weisheiten langlebiger Familienunternehmen“ zusammengefasst. Sie lauten:
1. Aufbau und Erhalt einer „stabilen“ Großfamilie.
Die Zusammenarbeit und das Zusammenspiel im Familienverbund funktionieren. Dynastische Unternehmerfamilien sehen die Bedeutung tiefer, persönlicher Beziehungen und investieren in regelmäßige Familientreffen und -versammlungen. Die Geschichte der Familie wird immer wieder erzählt. Das intellektuelle Erbe wird an die nächsten Generationen weitergegeben.
2. Wertekanon als Rahmen für Kultur und Zielsetzung.
Werte stellen das nicht-finanzielle Familienkapital der Unternehmerfamilie dar. Sie sind die zentralen Leitlinien für das Handeln. Die Werte müssen immer wieder geteilt werden, um der Zersplitterungsdynamik bei beispielsweise mehreren Kernfamilien erfolgreich entgegenwirken zu können.
3. Kulturwandel von Paternalismus zu Partnerschaft.
Kontrolle, Vertrauen, Transparenz sind auch in Familienverbünden anspruchsvolle Dimensionen. Im Übergang von der ersten zur zweiten, dritten usw. Generation spielt die Entwicklung der Kultur der Unternehmerfamilien eine wichtige Rolle – von einer fürsorglichen, paternalistischen, eher intransparenten in früheren Generationen zu einer transparenten und kooperativen Kultur heute.
4. Trennung der Governance von Familie und Unternehmen.
Beide Systeme Familie und Unternehmen benötigen bewusste Steuerung und Leitung: Familiy Governance und Corporate Governance sind dabei voneinander zu trennen. Strukturell hilft oft die Einrichtung eines Familienrates als Steuerungsgremium der Familie.
5. Weiterentwicklung und Erneuerung des Eigentumsportfolios.
Unternehmerfamilien entscheiden sich oft, einen Großteil ihres Vermögens im Unternehmen zu belassen und zu investieren. Dabei verharren sie nicht im Routinierten und Althergebrachten, sondern es gelingt ihnen, sich auf Innovationen und neue Geschäftsfelder einzulassen und zu differenzieren.
6. Aktive, generationsübergreifende Stakeholder-Allianz.
Jaffe beschreibt drei Gruppen, die sich in erfolgreichen Unternehmerfamilien konstruktiv, kollaborativ und wertebasiert begegnen:
- Die Älteren, die das Vermächtnis und die Tradition gut im Blick haben.
- Die heranwachsende Generation, die für neue Werte und Innovationsbereitschaft eintreten.
- Die „Professionals“, die besondere Kompetenzen und Expertise in die Diskussion einbringen. Hier finden sich oft familienexterne Führungskräfte und Berater*innen.
7. Befähigte und motivierte Nachfolgegeneration.
„Das wichtigste „Produkt“ einer starken Unternehmerfamilie ist die nachfolgende Generation.“ Das ist ein zentrales Anliegen der Familie. Investiert wird in die Aus- und Weiterbildung der Jungen. Wiederkehrend wichtige Werte sind Großzügigkeit, Respekt, Arbeitsmoral, Selbstwertgefühl, betriebswirtschaftliches Know-How, Verantwortung für Reichtum und Sparsamkeit.
8. Zusammenarbeit, um die Welt besser zu machen.
Dynastische Unternehmerfamilien stellen sich der Frage, welche Auswirkungen ihr Vermögen auf die Welt hat und wofür sie es verwenden wollen. Das diesbezüglich soziale Engagement wirkt identitätsstiftend. Familienintern dient es dazu, eine Einheit über Generationen hinweg aufrechtzuerhalten.
Das Hauptmerkmal liegt im zukunftsorientierten Selbstmanagement der Unternehmerfamilie. Die Intelligenz dieser Familienunternehmen zeigt sich in ihrer Fähigkeit, als Familienverbund nachhaltige, „enkelfähige“ Ansätze zu entwickeln.
Quelle
- Dennis T. Jaffe: Die acht Weisheiten langlebiger Familienunternehmen, 2021 Witten; erschienen im: Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU), Universität Witten/Herdecke (vgl. www.wifu.de)
vgl. www.hantschk-klocker.com/so-regeln-sie-ihre-uebergabe
vgl. www.hantschk-klocker.com/liebe-geld-macht-beratung-von-familienunternehmen/