In Zukunft sind wir die ‚Natürliche Intelligenz‘ neben der Künstlichen. Das ist ein Unterschied, den wir verstehen, feiern und für uns nutzen sollten, findet die Trendforscherin Birgit Gebhardt.
Kategorie: Blog
„UNTERNEHMEN ÜBERSEHEN, WAS IN MIDLIFERN STECKT“
Die vergessenen Mitarbeiter. Midlifer sind die goldene Mitte im Unternehmen.
Junge Fachkräfte sind rar und gefragt, ältere auf dem Sprung in den Ruhestand. Was passiert zwischen hoffnungsvollem Karriereauftakt und dem manchmal schleppenden Ende? Die Autorin Antje Gardyan fordert mehr Aufmerksamkeit für die mittelalten Mitarbeiter, die häufig mehr wollen als einfach nur routiniert ihre Arbeit erledigen.
EINDRÜCKE KONGRESS TOMORROWMIND
10. BIS 12. NOVEMBER 2023 IN WIEN
Was wäre, wenn wir damit aufhören würden,
Menschen passend zu machen? 1)
Ich konnte mich in diesen drei Tagen davon überzeugen, wie sich die „Positive Psychologie“ weiterentwickelt und wie eindrucksvoll sie bereits in die Praxis Einzug gehalten hat. Ich denke dabei vor allem an das von Martin Seligmann entwickelte P-E-R-M-A-Modell, das unter dem Namen PERMA-Lead in der Führungspraxis vieler österreichischer Unternehmen bereits erfolgreich zur Anwendung kommt. Markus Ebner nannte in seinem Vortrag 28 davon.2)
SICH MIT DER UNSICHERHEIT ANFREUNDEN
Melanie Wolfers ist Philosophin, Ordensfrau, Autorin, Mutmacherin und anderes mehr. In ihrem Buch „Zuversicht“ liefert sie einige hilfreiche Impulse dafür, wie man mit Unsicherheit umgehen und Mut und Zuversicht entwickeln kann.1)
NEW WORK: DAS BÜRO ALS MENSCHENZENTRIERTE LERNWELT – DIE VERPASSTE CHANCE?
Birgit Gebhardt1)
Wer sich wundert, warum sich die Angestellten ins Homeoffice zurückziehen, hat das eigentliche Potenzial professioneller Arbeitswelten vielleicht noch gar nicht erkannt. Wir sollten uns mehr auf die User-Experience konzentrieren und das Büro endlich in eine menschenzentrierte Lernwelt verwandeln.
EIN ANDERES ICH
Heiko Roehl1)
Organisationen haben nur eines im Sinn: Sie wollen überleben. Sie folgen als kollektive Akteure ihrer ganz eigenen Logik. Alles, was dem Überleben dient, wird als relevant erachtet. Was nicht, wird ausgeblendet. Regelsysteme, Technologien, Produktionsmittel: Alles existiert eigentlich nur, um das dauerhafte Fortbestehen der Organisation zu sichern.
Als soziale Systeme sind Organisationen Kulturen, die Menschen zeitlich überdauern, sie aber brauchen, um überhaupt zu funktionieren. Zum Menschen steht die Organisation in einem spannungsreichen Verhältnis: Einerseits ist sie auf Personen als wertschöpfend Tätige angewiesen. Organisationen brauchen Führungspersonal, Mitarbeitende, Fachleute und vieles mehr. Andererseits bringen Menschen mehr mit an ihre Arbeitsplätze, als die Organisation eigentlich braucht: Private Interessen, politische Überzeugungen, sexuelle Neigungen. Alles,was einen Menschen eben so ausmacht. Deshalb richtet die Organisation Erwartungen an die Person, um zu klären, was vom Menschsein im Sinne der Wertprozesse der Organisation funktionalisierbar ist, und was nicht. Genau genommen, richtet die Organisation ein ganzes Bündel von Erwartungen an die Menschen, die in ihr tätig sind. Diese Erwartungen sind teils offen ausgesprochen, teils unausgesprochen, implizit. Letztere werden sozusagen «unter der Ladentheke» durchgereicht. Sie sichern die bestehende Kultur und werden von den Trägern dieser Erwartungen meist erst im Laufe längerer Organisationszugehörigkeit verstanden – so manches Mal aber auch nie.
Der zwischen Organisation und Person geteilte Raum beschreibt die Rolle, die von der Organisation zugewiesen und vom Träger der Rolle – im Idealfall – verhandelt und übernommen wird. Damit verzichtet der Rollenträger auf bestimmte Aspekte seines Menschseins. Die bleiben zuhause. Für den entsprechenden Ausfall an Lebenszeit wird er meist finanziell kompensiert. Rollen sind immer nur temporär. Sie sind geliehene Identitäten.
Und so werden wir jeden Morgen mit dem Eintreten in die Organisation ein klein wenig zu jemand anderem. Faszinierend ist, dass der Übergang von der Privatperson zum/zur RollenträgerIn unbewusst funktioniert, obschon Rollen und Personen in erheblicher Spannung zueinander stehen können. Das gilt für einen Manager, der Entlassungen veranlassen muss ebenso wie für eine Polizistin, die eine Demonstration zu verhindern hat, obwohl diese ihren politischen Interessen entspricht. Subjektiv erlebt die Person das Leben in der Rolle allerdings als ebenso echt und wirklich wie das private Leben, weil Rollen nach einer gewissen Zeit in Fleisch und Blut übergehen. Aus Sicht der Betreffenden ist die Deformation Professionelle keine, im Gegenteil: Rollen in Organisation bereichern das Leben meist. Sie schützen ihre Träger, erlauben Zugehörigkeit, schaffen Rang und soziale Geltung. Rollen geben ihren Trägern Privilegien. Der Preis dafür ist allerdings hoch. Haltungen und Emotionen, die privat angemessen sein können (etwa Neid, Empörung oder Kränkung), werden in der Rolle zum Problem für den Inhaber. Schwierig wird es, wenn die Rolle mit der Person verwechselt wird, wenn also die Organisation für den Organisationsbewohner zum Zuhause wird und er etwa von der Führung erwartet, für sein Lebensglück verantwortlich zu sein.
Es menschelt in der Organisation. Rollentreues Verhalten ist für Führung und Mitarbeitende ein tägliches Ringen mit Befindlichkeiten. Natürlich fällt das umso schwerer, je mehr Leidenschaft und Engagement in der Rolle untergebracht sind. Kultur- und Kreativindustrie können davon ein Lied singen. Denn: Überengagement führt mittelfristig meist zu Enttäuschung. Da ist der Weg zu Burnout, Selbstviktimisierung oder innerer Kündigung nicht weit. In manchen Kulturen gehört Rollenentgrenzung zum Tagesgeschäft.
Moderne Organisationen haben großes Interesse, möglichst viel von der Person in Rollen und Funktionen umzumünzen («Do what you love»). Auf den ersten Blick durchbrechen sie damit die Rollenlogik, weil sie den Menschen vermeintlich in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen. Tatsächlich werden die Rollen hier mit pseudo-privaten Inhalten angereichert, die es den Betreffenden ermöglichen, sich rasch zu akklimatisieren. Moderne Rollen sind voller Emotionen.
Die Darstellung unten vereinfacht diese Zusammenhänge. Menschen sind immer Träger multipler, häufig sich widersprechender Rollen in- und außerhalb der Organisation. Mit steigender Komplexität wird es immer schwieriger für die Betreffenden, diese Rollen in gute Resonanz zu bringen. Die Grafik soll aber vor allem auf eines hinweisen: Rollenbewusstsein wird in einer sich rapide verändernden Welt immer wichtiger.
Die systemische Perspektive auf die Rollenfrage ernüchtert: Hier die Organisation als selbstbezügliches System, dort der Mensch, der überhaupt nur zu einem Teil vom kollektiven Akteur Organisation wahrgenommen werden kann. Die Rolle repräsentiert hier denjenigen Teil des Menschen, den er der Funktionalisierung durch die Organisation anheim zu stellen bereit ist. Aber keine Sorge: Er wird ja — zumindest im Normalfall — für entgangenen Lebensgenuss kompensiert. Moderne Rollen sind zudem mit Vielem ausgestattet, was auch im nicht verzweckten Leben wesentlich ist: Mitgefühl, Leidenschaft oder auch Engagement. Deshalb fühlen sich moderne Rollen in Organisationen oft auch an wie echtes Leben.
Heiko Roehl wird am 22. Juni 2023 den Workshop: Wie gelingt es, dass Organisationen Widerstandskraft gegen Krisen aufbauen? Transformationsfähigkeit – was bedeutet das konkret? in Arbogast leiten.
Quelle
- Heiko Roehl: Ein anderes Ich, Zeitschrift für Organisationsentwicklung: 4/2019
DIE FAMILIE ALS GEHEIMNIS LANGLEBIGER FAMILIENUNTERNEHMEN
Was macht langlebige Familienunternehmen erfolgreich? Bei aller Heterogenität der Familienunternehmen zeigen sich Muster und Kompetenzen, die Langlebigkeit befördern. Der amerikanische Forscher Dennis T. Jaffe hat weltweit 100 Unternehmerfamilien analysiert, die seit mindestens 100 Jahren „Familienunternehmertum“ praktizieren.1)
WAS BLEIBT ANDERS? – HYBRIDE ARBEIT
Unsere Arbeitsformen haben sich bereits verändert. Ist das Büro, das wir kennen, ein Relikt aus der Vergangenheit? Die hybride Arbeit, d.h. Arbeiten von zu Hause und im Büro, wird uns als wichtiger Trend in den nächsten Jahren weiterhin beschäftigen.
INNEHALTEN IN DER KRISE – EIN DISKUSSIONSBEITRAG
Richard Timel
Der Begriff Krise kommt ursprünglich aus der Medizin. Es wird damit ein Zustand bezeichnet, in dem Symptome auftreten, die den Patienten ernsthaft bedrohen und der menschliche Körper alle seine Abwehrkräfte mobilisiert. Die Krankheit strebt einem Höhepunkt entgegen. Der Ausgang der Bedrohungslage ist ungewiss. Die Chinesen stellen mit dem Schriftzeichen, das den Begriff Krise bezeichnet, einen Zustand dar, der gleichzeitig Gefahr (Risiko) und Chance signalisiert.
WAS WIR AUS DER CORONAKRISE LERNEN KÖNNEN
Vor einigen Jahren hatten wir hier schon einen Beitrag zur Krise.1 Das war in der Weltfinanzkrise von 2008/9. Die Rede war vom Ende des Neoliberalismus. Davon wird heute wieder geredet. Die meisten Stimmen sagen allerdings, dass wir unsere Systeme, v.a. das ökonomische, zwar behutsam, aber doch schnell wieder hochfahren sollten und darauf achten sollten, dass die Wirtschaft wieder so wie vorher läuft. Einige wenige sehen eine Chance bzw. ein „Muss“ darin, genau jetzt etwas zu verändern und ein nachhaltigeres gesellschaftliches und ökonomisches System aufzubauen.